Wie komme ich zu meiner Wurmkiste?

(Wurmkompost-Serie Teil IV)

Judith Henning berichtet uns in dieser Artikel-Serie über ihre Erfahrungen mit Kompostwürmern, Wurmkompost und Wurmkisten. Im heutigen Artikel geht es um die Kiste(n) an sich. Kaufen oder selber machen? Aus welchem Material? Und wo stelle ich die Kiste bei mir zu Hause auf?


Wurmkompost-Serie Teil 4

Wurmkompost-Serie Teil 4

Nun ist eigentlich nur noch die Frage offen, welche Kiste die richtige für dich ist. Egal aus welchem Material deine Kiste nachher ist, und wie genau sie aufgebaut ist, eine gute Mindestgröße ist ungefähr 50 cm lang, 40 cm breit und 30-40 cm tief, und einen Deckel sollte sie haben. Als Material eigenen sich am besten Holz oder Plastik.

Kaufen oder selber machen?

Und jetzt gibt es viele Möglichkeiten … die Kiste kann alt oder neu, gekauft, gefunden oder selbst gebaut sein. Die gute Nachricht für alle mit kleinerem Budget: Man muss gar nichts oder fast gar nichts ausgeben. Für den Anfang reicht irgendeine stabile Kiste (falls sie nicht wasserdicht ist, kann man sie mit einer großen Tüte auslegen) oder eine alte Plastikwanne, zur Not tut es sogar ein Eimer.

Für 10-20 Euro kann man sich Holz besorgen und selbst eine Kiste bauen, auch unbehandelte Holzreste eignen sich gut dafür, wir haben einmal alte Kiefernholz-Regalbretter zu Wurmkisten verarbeitet, oder man benutzt eine (oder mehrere) Plastik-Lagerbox(en). Ich finde es immer gut, nach gebrauchten Kisten Ausschau zu halten, die zum Kompostieren noch gut genug sind.

Wer nicht so fürs Selberbasteln ist, kann unter verschiedenen Modellen, die es zu kaufen gibt, wählen:

  • Für 50 Euro gibt es die aus unbehandeltem Kiefernholz angefertigte „Hamburger Wurmbank“ vom gemeinnützigen Verein „Nutzmüll“, dies ist eine an dieser Kiste gefällt mir neben dem günstigen Preis, dass sie so stabil ist, dass man sie auch als Sitzbank benutzen kann.
  • Für ca. 120 Euro kann man sich einen komplettes Starterset mit 3-stöckigem Wurm-Turm aus Plastik mit allem Zubehör bestellen und es gibt auch Luxuskisten aus Holz mit Sitzpolster.

Holz oder Plastik

Holz, am besten unbehandeltes, ist ein nachwachsender Rohstoff, besonders gut geeignet- aber auch etwas teurer – ist Lärchenholz, das der Feuchtigkeit besser standhält als weicheres Holz. Eine Holzkiste ist meist schöner als Plastik, was gut ist, wenn man die Kiste in der Wohnung nutzen will. Allerdings ist die Kiste der Feuchtigkeit und den Kompostprozessen ausgesetzt. Das Holz kann sich verfärben, verziehen und es wird im Laufe der Jahre auch morsch.

Da Holz Feuchtigkeit aufnimmt, trocknet in einer Holzkiste der Kompost leichter aus, man muss ab und zu mal gießen und kann eher keinen Wurmtee ernten (so wird das Sickerwasser aus der Kiste genannt, es enthält auch schon viele Nährstoffe und wird gerne als Flüssigdünger verwendet.)

Für eine Kiste aus Plastik spricht zunächst, dass sie sich besser von der Außenwelt abschirmen lässt: Das ist für alle diejenigen gut, denen es doch etwas unheimlich ist, sich einen Haufen mehrbeinige (bzw. beinlose :-) ) Mitbewohner ins Haus zu holen. Gut geeignet sind Plastikkisten auch für alle, die häufiger mal für 1-2 Wochen nicht da sind oder wenig Zeit haben, sich um die Kiste zu kümmern. Denn da das Material nicht atmungsaktiv ist, bleibt die Feuchtigkeit in der Kiste. Bei den gekauften Plastikkisten gibt oft es die Möglichkeit, mit einem Hahn bequem den Wurmtee, zu ernten.

Der einzige Nachteil an diesen Modellen ist für mich, dass sie ein Stück Plastik sind, das extra hergestellt wird; eine umgenutzte Kiste, die sonst womöglich auf dem Müll gelandet wäre, ist da natürlich charmanter. Allerdings wird dieser Nachteil meiner Meinung nach durch den Vorteil, dass man überhaupt kompostiert, wieder aufgewogen. Auch sind die gekauften Kisten meist aus recyceltem Kunststoff und sie haben natürlich auch ihre Vorteile: Sie sind gut gestaltet und man muss sich nicht selbst den Kopf zerbrechen, oder Werkzeuge womöglich erst besorgen; sie stehen erhöht, sodass man beim Füttern eine angenehme Arbeitshöhe hat. Und durch das 3-Kisten-System hat man es mit der Ernte leichter, wenn die Würmer vom untersten Korb in den obersten wandern, und der Wurmtee-Ernte-Hahn ist praktisch.

Meine Empfehlung

Ich selbst habe mit einem Schuhkarton angefangen, danach einen selbst gebauten Turm aus drei Plastikkisten, bei dem ich in der untersten Box den Wurmtee aufgefangen habe, da ich keinen Hahn hatte, sondern alle oberen Kisten heraushieven musste, habe ich den Wurmtee nicht häufig geerntet. Danach hatte ich verschiedene Holzkisten, bei denen ich keinen Wurmtee mehr entnommen habe.

Meiner Erfahrung nach sind Plastikkisten einfacher zu betreuen, da sie nicht so leicht austrocknen wie Holzkisten und Austrocknen ist, wie du jetzt weißt, die größte Gefahr. In der Holzkiste, die ich zurzeit habe, decke ich den Kompost nach oben hin mit einer Folie ab, damit es nicht gar so schnell austrocknet. Wurmtee ernte ich mittlerweile nicht mehr, es wird zwar sehr viel Großartiges darüber erzählt, aber letztlich enthält die Flüssigkeit nichts, was nicht auch im Wurmhumus enthalten wäre. Der größte Vorteil am Wurmtee ist, dass man nach 1-2 Wochen und fortlaufend einen flüssigen Dünger aus der Kiste ernten kann, während es Monate dauert, bis soviel Humus entstanden ist, dass sich die Ernte lohnt.

Meine Empfehlung für geduldige Einsteiger wäre eine Plastikkiste ohne Löcher im Boden, mit Belüftung durch den Deckel, ich würde noch eine vertikale Trennung einbauen und sie als Wanderkiste benutzen. Wer schneller etwas ernten möchte, Wurmtee als Dünger für die Balkonpflanzen, kauft sich am besten einen Dreierturm mit Hahn.

Wo stelle ich die Wurmkiste auf?

Wenn du nun glückliche/r Besitzer/in deiner ersten Kompostkiste bist, fragst du dich wahrscheinlich: Wohin damit am besten? Die Kiste kann in der Wohnung, z.B. auf dem Flur oder sogar in der Küche, auf dem Dachboden oder auch auf dem Balkon stehen. Wenn sie gut gepflegt ist, riecht sie nur nach Waldboden und somit weniger als ein Restmüllleimer im Sommer.

Am wohlsten werden sich die Kompostlebewesen in gemäßigten Temperaturen fühlen, zwischen 15 und 25 °C. Dann setzen sie auch am meisten Grünabfälle um und vermehren sich am schnellsten. (Aber keine Angst: Die Population der Würmer passt sich an den Lebensraum an, sie werden also nicht immer mehr und wandern dann aus.) Die Kiste sollte an einem schattigen, frostfreien Platz stehen. Wenn es kälter als 10 °C wird, gehen die Würmer in einen Ruhezustand und im Kompost passiert nicht mehr so viel. Wenn es noch kälter wird, vergraben sich die Würmer so tief im Boden, dass sie vor Frost geschützt sind. Da sie das in der Kiste nicht tun können, muss man sie, wenn es so kalt ist, das die gesamte Kiste durchfrieren würde, hineinstellen. Zu warm sollte es aber auch nicht werden, die Kiste sollte nicht in der prallen Sonne stehen, denn – vor allem schwarze Plastikkisten können sich so stark aufheizen, dass darin kaum etwas überleben kann.

Was auch wichtig ist: Die Kompostkiste sollte nicht zu weit entfernt von der Küche stehen. Als meine Kiste auf dem Dachboden stand, war es manchmal schon eine ziemliche Überwindung, die zwei Treppen hochzugehen. Ideal finde ich den Wohnungsflur oder einen Platz in der Küche. Am besten eine schöne Holzkiste mit Polster drauf. Besucher, die sich darauf setzen, ohne zu wissen, was es ist, werden erst mal erstaunt aufspringen, wenn sie es erfahren ;-)

Die Würmer bei Laune halten

Generell ist es gut, immer mal zu schauen, was die Kiste für einen Eindruck macht. Das ist eine Aufgabe für mehrere Sinne: man kann sehen, riechen, oder fühlen, ob alles in Ordnung ist. Der Idealzustand ist gemäßigt. Nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu trocken, nicht zu nass. Die Kiste riecht wie dunkler Waldboden und wenn man die Abdeckung beiseite schiebt und dann direkt einige Würmer wegkriechen, und auch weiter unten noch welche zu finden sind, ist wahrscheinlich alles in Ordnung: die Würmer fühlen sich in der ganzen Kiste wohl. Wenn es zu trocken, zu kalt oder zu warm ist, verkriechen sich die Würmer weiter unten, wo die Bedingungen besser für sie sind. Ein weiteres gutes Zeichen ist, dass sich die Würmer vermehren. Das erkennst du daran, dass du ca. 2 mm große, ovale, bräunlich durchscheinende Kokons findest oder winzige Kompostwürmer siehst. Im Hochsommer und in der kälteren Jahreszeit sind die Würmer übrigens nicht so aktiv – das ist normal und kein Grund zur Sorge.

Im nächsten Teil gibt Judith uns Praxistipps zu Gerüchen, ungebetenen Gästen und Fluchtversuchen.

Wurmkompost-Serie Teil 5

Teil 1: Wurmkompost – was ist das?

Teil 2: Kompost in der Wurmkiste aufbauen

Teil 3: Komposternte aus der Wurmkiste

Teil 4: Wie komme ich zu meiner Wurmkiste?

Teil 5: Praxistipps für die Wurmkiste zu Hause


Bereits erschienen in: Kompostieren mit der Wurmkiste - Praktischer Ratgeber zum Kompostieren in der Stadt von Judith Henning.

 

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