Urban Permaculture – ein Blick nach London

Permakultur geht ja nur auf dem Land! Oder doch nicht?


Wohnst du auf dem Land, in der Stadt oder eher am Stadtrand? Viele typische Lösungen aus der Permakultur scheinen erst mal nur für ländliche Gegenden zu sein. Oder für große Flächen in der Landwirtschaft, wie zum Beispiel Agroforst oder Keyline-Design. Doch was machen Permakultur-Designerinnen in der Stadt?

Im Rahmen des Erasmus+ und Leonardo Programms war es einigen Permakultur-Aktiven möglich, verschiedene Permakultur-Projekte in London zu besuchen. Auch wenn der Besuch schon einige Jahre her ist, sind die folgenden drei Beispiele eine gute Inspiration für dich, wie auch du Permakultur in der Stadt umsetzen kannst.

#1 The Castle – Climbing Center

Eine Kletterhalle in einem ehemaligen Wasserpumpwerk und ein Gemeinschaftsgarten gehen hier eine fruchtbare Verbindung ein. Rund um die freistehende Kletterhalle ist auf 4.000 Quadratmetern ein großer Garten entstanden, in dem Obst und Gemüse angebaut wird. Die Fläche reicht nicht, um den gesamten Bedarf des Cafés im Kletterparks zu decken, doch nimmt das Café mehrere Tonnen jährlich ab. So trägt der Garten in einem hohen Maße dazu bei, dass die im Café angebotene Quiche, der Gemüseauflauf oder das Beerenmüsli direkt vor der Tür angebaut werden und so der CO2-Fußabdruck reduziert wird. Auch die Kletterhalle kann im Bereich Nachhaltigkeit punkten. Wenn im Garten der Mangold reif ist, wird er geerntet und direkt ins Café der Kletterhalle geliefert, das die täglichen Gerichte darauf abstimmt, was im Garten reif ist. Zusammengefasst heißt das:

  • Transportweg – wenige Meter per Schubkarre

  • Frische – Gemüse ernten und verarbeiten in der Küche am gleichen Tag

  • Saison – die Café -Besucher erleben die Vielfalt saisonaler Gerichte

  • Fußabdruck – damit ist der ökologische Fußabdruck so klein wie nur möglich

Ein gelungenes Beispiel einer fruchtbaren Beziehung, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde!

#2 Hotel mit Containergarten und Wurmfarm

Das Premier Inn Site Hotel konnte davon überzeugt werden, zwei der Parkplätze im Hof für dieses Projekt frei zu machen. Auf einem Permakultur-Kurs 2011 ist diese Idee entstanden und wurde umgesetzt. Seither werden die Küchenabfälle des Hotels auf einer 5 x 5 Meter großen Fläche in einer Wurmfarm zu Kompost verarbeitet und damit einige Hoch-Containerbeete gefüllt. Es entsteht nicht nur eine ansprechende grüne Ecke auf dem Parkplatz, sondern das Hotel kann einen kleinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und die lokale Gartengruppe hat einen Treff- und Arbeitspunkt.

#3 Market Gardening im Stadtteil Hackney

Growing Community ist ein soziales Unternehmen von Menschen aus Hackney, die drei Marktgärten (im Englischen unter Market Gardening bekannt) führen. Die dabei produzierten Gemüsekisten werden auf kurzem Weg direkt im Stadtteil ausgeliefert. Der Allens Garden in der Bethune Road ist einer dieser Marktgärten. Insgesamt gibt es fünf niedrige Hochbeete, die nach einem Rotationssystem bepflanzt werden. Dadurch werden Pflanzen aus der gleichen Familie erst nach 6 Jahren wieder auf dem gleichen Beet angepflanzt. So wird ein Auslaugen der Böden verhindert und aktiv Pflanzenschutz betrieben, da der Befall von Schädlingen und Krankheiten minimiert wird. Die gute Beschilderung der Beete ermöglicht es auch ungeübten helfenden Händen die richtigen Beete zu finden. Außerdem werden die häufigen Besucher informiert über den Garten und die Fruchtfolge. Folgende Pflanzenfamilien werden im Wechsel angebaut.

  1. Cabbage family/Kreuzblütler
  2. Daisy family/Korbblütler
  3. Goose family/Gänsefußgewächse
  4. Others/Anderes
  5. Green manure/Gründüngung

Die Gemüsekisten werden mit selbst umgebauten Lastenrädern ausgefahren. Diese Räder können optimal viele Gemüsekisten transportieren und haben ein großes Plexiglasdach gegen den Londoner Regen.

 


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