Schützende Wärmekuhle

Über den Nutzen von Kraterbeeten.


Ein Kraterbeet schützt die Pflanzen vor kalten Winden.

Ein Kraterbeet schützt die Pflanzen vor kalten Winden, zum Beispiel durch viele Steine, die Sonnenwärme speichern.

Aquarellquerschnitt durch ein kleines Kraterbeet.

Aquarellquerschnitt durch ein kleines Kraterbeet. Der Aushub der Erde bildet am Rand schützende Dämme.

Schmuckstücke können das Zentrum des Kraterbeets bereichern

Sitzbank, Miniteich, Meditationsstein und weitere Schmuckstücke können das Zentrum bereichern.

Eine Steintreppe führt ins Zentrum, in die Tiefe hinunter

Eine Steintreppe führt ins Zentrum, in die Tiefe hinunter in die schützende Wärmekuhle.

von Kurt Forster

Auf der Insel Lanzarote schützen trichterförmige Vertiefungen die Reben vor pfeifenden Winden und vor Austrocknung. Allein deshalb gedeihen hier wundervolle, aromatische Trauben. Immer wieder darüber staunend fragte ich mich: Können wir diese Technik auch in Mitteleuropa anwenden, um das Mikroklima für wärmeliebende Pflanzen in kühlen Lagen zu verbessern?

Auf der trockenen, vulkanischen Insel Lanzarote sind die begrenzenden Wachstumsfaktoren der stete starke Wind und der Wassermangel. Die Einheimischen erstellen daher als Schutz für ihre Pflanzen, insbesondere die Reben, kleine aus schwarzen Lavasteinen aufgebaute Wärmekuhlen. Darin kondensiert nachts Wasser, das Dank der Lavaabdeckung des Bodens den Pflanzen lange zur Verfügung steht. Diese Lavakuhlen dienen als Vorbild für das Kraterbeet.

Kraterbeete sind Mulden im Boden, die mit Steinen ausgekleidet sind. Diese Vertiefungen schützen vor kalten, austrocknenden Winden. Zusätzlich sammelt sich im Zentrum Regenwasser an und die Steinverkleidung speichert Sonnenwärme. So schaffen wir in kühleren Klimazonen ideale Voraussetzungen, um wärmebedürftige Pflanzen anzubauen. Kraterbeete sind vor allem für flache, offene Gelände mit viel Wind gut geeignet.

Verschiedene Dimensionen

Kleinere Kraterbeete besitzen etwa drei Meter Durchmesser und sind etwa 80 Zentimeter tief. Den Aushub können wir als Kraterrand benutzen und so die Kraterwirkung verstärken. Man kann aber auch Kraterbeete von 10 bis 15 Meter Durchmesser und einer Tiefe von drei bis vier Metern ausheben. Bei solchen Dimensionen kommt der Bagger zum Einsatz. Bei mehreren Metern Tiefe müssen wir selbstverständlich eine Treppe erstellen, die ins Zentrum hinunter führt. Sehr sinnvoll ist es auch, pro 80 Zentimeter oder 1 Meter Abstieg breite, ringförmige Terrassen anzulegen, die man gut begehen kann.

Zur Bepflanzung erstellt man zuerst einen Pflanzplan für die grösseren, mehrjährigen Pflanzen. Oben an einem besonders sonnenexponierten, trockenen Bereich wird man Mittelmeerkräuter wie Rosmarin, Lavendel, Thymian zwischen die Steine pflanzen. Haben wir ein gross dimensioniertes Kraterbeet erstellt und wohnen im Weinklima (unter 600 m Höhe) so sind auf den einzelnen Terrassen sicher Trauben, Kaki-, Aprikosen- oder Pfirsichbäume angesagt. Einen Teil können wir auch mit mehrjährigen, grossblumigen Artischocken schmücken, die uns schmackhafte Artischockenböden liefern. In der Tiefe im Zentrum können wir es sogar mit einer Bananenstaude versuchen. Bei einjährigen Pflanzen kommen vor allem Tomaten, Gurken, Kürbisse, Auberginen und Zucchetti in Frage. Speziell attraktiv wirken die Terrassen, wenn wir bunte Blumen wie Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Mohn und Sonnenblumen zwischen die mehrjährigen Pflanzen säen.

Im Zentrum, an der tiefsten Stelle unseres Kraters legt man bei grossen Beeten sinnvollerweise eine Wassersammelstelle an. In ihr sammelt sich Giesswasser und sie dient gleichzeitig als Lebensraum für Amphibien. Ist der Boden lehmig, so genügt es, die ausgehobene Vertiefung gut festzuklopfen. Ist eher sandiger Boden vorhanden, so wird der Teichboden mit einer Folie ausgelegt. Denkbar ist auch eine leicht im Abhang versenkte Pergola, die mit Kiwis oder Trauben überwachsen ist. An einer der Sonne abgewandten Stelle kann man auch einen kleinen Erdkeller zur Gemüselagerung einplanen.

Ein weiterer positiver Effekt von Kraterbeeten für uns Menschen kann die abschirmende Wirkung sein. Grössere Anlagen können in lärmiger Umgebung als Ruheoasen dienen, wo wir etwas geschützt vom Verkehrslärm meditativ gärtnern können.


Bereits erschienen im Buch „Mein Selbstversorger-Garten am Stadtrand  – Permakultur auf kleiner Fläche“ und im Permakultur Magazin, Ausgabe 2019 für Vereinsmitglieder. Hier kannst du Mitglied werden und dem Permakultur Institut e.V. beitreten.

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