Permakultur-Kleingarten in Dresden

Wie kann aus einem verwilderten Kleingarten mit schlechtem Sandboden ein ökologischer Garten mit hohen Erträgen entstehen?


Gartenvorstellung: Permakultur in einem Kleingarten in Dresden (Foto © Ökobuch)

Der Garten bei der Übernahme im Jahr 2010 (Foto © Ökobuch)

Durch Mulchen wurden die Beete humusreicher (Foto © Ökobuch)

Dank Kompostwirtschaft gedeihen Gemüse und Blumen (Foto © Ökobuch)

Der Apfelbaum wurde beschnitten (Foto © Ökobuch)

Radieschenblüte im Sommer 2015 (Foto © Ökobuch)

Abendstimmung im Kleingarten (Foto © Ökobuch)

Gemüsebeet mit Bewässerungsschläuchen (Foto © Ökobuch)

von Volker Croy
(aus dem Buch »Permakultur im Hausgarten«)

Permakultur-Kleingarten – ein Überblick

Standort und Lage: Kleingarten im südlichen Dresden, Teil eines Kleingartenvereins, ehemalige Schrotthalde, seit 1970 mit Sand verfüllt. Der Boden war humusarm und so karg, dass nicht einmal Wildkräuter auf Teilen der ungenutzten Beete wuchsen. Obstbäume verwildert, überaltert, ungepflegt und krank. Starke Verunkrautung und Verwilderung der restlichen Flächen. Durch die Kaltluftsenke ist der Pflanzenwuchs ca. 1 Woche in der Entwicklung verspätet gegenüber umliegenden Gebieten. Das Klima ist trocken, vor allem im Frühjahr und Sommer. Zwei etwa 10 m hohe Birken und eine ebenso hohe Fichte verschatteten von Süden her etwa die Hälfte des Grundstücks. Durch Sturmschäden wurden die Birken 2012 und 2013 entfernt. Die Fichte steht noch und beherbergt eine Singvogelkolonie.
Sonstiges: Hütte (Gesamtfläche 24 m²) mit einigem Material und Werkzeugen auf dem Gelände vorhanden. Wasser und Strom gibt es ebenfalls.
Gesamtgröße des Gartens: 270 m²
Bewirtschaftet von: Volker Croy
Kern-Elemente der Anlage: Anbauflächen für Gemüse, Obstbäume, Beerenobst, Gewächshaus

Ziel: Mit möglichst wenig laufendem Arbeitsaufwand einen hohen essbaren Ertrag auf der kleinen Fläche zu erwirtschaften. Es sollen Freundeskreis und Bekannte mit einem Teil der Ernte mitversorgt und auch Pflanzennachzucht der Sträucher ermöglicht werden. Dabei ist angestrebt, alte und seltene Pflanzen auszuprobieren.
Aufwand für Gestaltung und Erhaltung: Für die Erstanlage der Grundstruktur wurden ca. 40 Std. aufgewendet, für Pflanzen und Material entstanden keine Kosten, da von allem reichlich vorhanden war. Es musste nur umgelagert/umgepflanzt werden. Dafür kostete die Entsorgung kritischer Chemikalien über das Giftmobil etwa 200 €. Für Pflege und Erhaltung sind durchschnittlich ca. 3 Std. pro Woche zu rechnen, an Kosten 100 € pro Jahr für Saat-und Pflanzgut sowie für Verbrauchsmaterial.


Im Herbst 2009 habe ich in einer Kleingartenanlage einen Kleingarten gekauft, die trapezförmige Grundfläche misst etwa 20 x 15 Meter. Es befanden sich drei größere Obstgehölze (ein Quittenstrauch und zwei Apfel-Halbstämme der Sorten ‚Geheimrat Breuhan‘ und ‚Ontario‘), einige Himbeeren, dem Grundstück. Alle Gehölze waren in schlechtem Zustand. Zusätzlich gibt es im Boden einen Schädling namens Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa), welcher sich wie eine Kreuzung aus Wühlmaus und Maulwurf verhält und sowohl Regenwürmer als auch Pflanzenwurzeln frisst.

Im Frühjahr 2010 begann das Aufräumen. Die Himbeeren mussten von der Ackerwinde befreit werden, die sie überwuchert hatte. Bei dieser Gelegenheit habe ich sie an eine hellere Stelle umgesetzt und die Wurzeln von Erde und Winde befreit, damit sie am neuen Standort ohne Beeinträchtigung gedeihen können. An der schattigen Stelle des alten Himbeerstandortes habe ich Kräuterbeete angelegt und einige Obstbäume gepflanzt, die durch ihre Höhe mehr Sonne erhalten werden.

Der Kompost wurde beräumt, vom Unkraut befreit und wiederhergestellt. In einem Teil der schattigen Fläche habe ich einen Vermehrungsbereich für Gehölze eingerichtet und mit der Sammlung von Johannis-, Josta- und Stachelbeertrieben begonnen. Für die Steckholzvermehrung wurden robuste Sorten verwendet, die sich bei diesem Boden bewährt haben.

Die Farbe der Beete war gelbgrau und die Struktur des Sandes deutlich zu sehen, insgesamt erinnerte der Boden stark an Spielplatzsand. Eine Ausrollprobe ergab Sand mit geringen Feinanteilen. Auch mit fortschreitender Zeit wuchs dort nichts als wilder Schnittlauch und Giersch (Aegopodium podagraria). Trotz des oberflächlichen Sandes ergaben Test-Grabungen eine hohe Verdichtung des Bodens.

Es wurden erste Experimente mit Pflanzen durchgeführt. Die Maulwurfsgrillen fraßen Möhren, Petersilie und Buschbohnen sowie einige Zierpflanzen, ließen den Rest aber in Ruhe – auf die betroffenen Pflanzen habe ich von da an verzichtet. Ich legte fünf circa 60 Zentimeter breite Beete an, um eine möglichst breite Fruchtfolge zu gewährleisten. Erbsen und Stangenbohnen halfen, den Boden mit Stickstoff anzureichern, Schwarzwurzeln beim ersten Aufbrechen der Verdichtungen. Anspruchsvollere Pflanzen wie Tomaten wurden erst im dritten Jahr angebaut. Gurken, Kürbis und Zucchini wuchsen anfangs direkt auf dem Kompost, später habe ich einen Teil des Kompostes auf der sonnigeren Beetfläche zu einem Hügelbeet aufgeschichtet und Gurken, Kürbis und Zucchini dort angepflanzt.

Es erfolgte eine Umstellung auf Mulchwirtschaft mit Grünschnitt von der Wiese oder von Wiesen der Nachbarn. Auf die Grünflächen wurden Rot- und Weißkleesaatgut ausgebracht, um den Bienen eine Weidemöglichkeit zu geben. Außerdem sorgt der Klee für eine Stickstoffbindung. Der Rotklee mobilisiert durch Abgabe von organischen Säuren in den Boden den Phosphor und ermöglicht es so, mehr davon aufzunehmen und beim Mulchen zu verlagern. Mähen mit Abtransport des Grünschnittes und somit Auslaugen der Wiesen senkt normalerweise den Nährstoffgehalt in Richtung Magerwiesen. Dies ist jedoch aufgrund des Stickstoffeintrags aus der Luft (vom Verkehr) in Stadtgebieten nicht zu erreichen, deshalb verwarf ich diesen Versuch nach einiger Zeit und habe überall Klee eingesät.

Die Obstbäume habe ich stark zurückgeschnitten und einige Veredelungsexperimente am Obst durchgeführt. Ein Baum trägt nun mehrere Sorten. Die Sorte ‚Ontario‘ hat alle Veredelungen nach einiger Zeit wieder abgestoßen. Nach und nach habe ich andere Obst-Bäume gepflanzt, davon viele wurzelechte. Darunter waren zwei Birnen, ein Apfel, eine Sauerkirsche, ein Pfirsich, eine selbstbefruchtende Süßkirsche, zwei Hauspflaumen, eine Nektarine, eine blaue Reneklode und ab 2015 drei Feigen, eine Jujube, ein Blauschotenstrauch und ein japanischer Rosinenbaum zu Testzwecken, zusammen mit vielen seltenen Obststräuchern, vor allem leicht vermehrbare Stachel-, Johannis- und Himbeerverwandte. Bei den Anpflanzungen wurde die Wiese unter dem Obst durch eine Holzhackschnitzelschicht ersetzt, damit die neuen, noch schwachen Gehölze sich in Ruhe etablieren können und nicht mit der Wiese konkurrieren müssen. Durch den Sandboden und den Schnitt werden die Obstgehölze auf einer angenehmen Größe gehalten.

2015 habe ich ein Gewächshaus aus Folie und Holz errichtet, um jegliche Braunfäule bei den Tomaten zu verhindern und Salatgurken, Auberginen und Paprika anzubauen. Bauvorschriften im Kleingarten und der Konflikt mit dem Vorstand des Kleingartenvereins wegen „unordentlichen Gartenzustands“ erlaubten nur ein Foliengewächshaus anstelle eines genehmigungspflichtigen Glas-Gewächshauses.

Im Jahr 2016 habe ich den hölzernen Teil der Gartenhütte abgerissen, um Platz für Hochbeete zu schaffen. Diese habe ich gewählt, um den ganzen anfallenden Pflanzenschnitt unterzubekommen und nutzbringend zu verwerten.

Besonders gute Erfahrungen

Die Gemüsebeete mit dauerhafter Grünschnitt-Mulchung sind ähnlich ertragreich wie die mit Mistdüngung. Eine Gabe von frischem Mulch für die Flächenkompostierung im Juni/Juli hat vor allem bei Starkzehrern einen guten Wachstumsschub gebracht. Wegen der Hitzeentwicklung durch den Verrottungsprozess wurden die Pflanzenstiele hierbei gezielt ausgespart. Mulchen gegen Braunfäule bei Tomate und Kartoffel war sehr effektiv, außer wenn Singvögel den Mulch bei der Jagd beiseite geräumt hatten und somit doch Spritzwasser mit Erde und darin enthaltenen Pilzsporen die Pflanzen traf.

Die Beete ließen sich gut mit Schneckenfallen (flache Steine und Bretter, unter denen sich regelmäßig Schnecken sammeln und die dort beseitigt werden können) schneckenfrei halten. Auch Versuche mit einem doppelt gefalteten Schneckenzaun, den ich mir von einem Bekannten anfertigen ließ, waren sehr erfolgreich.

Die Obstbäume wurden stark zurückgeschnitten und verjüngt, wodurch die Obstqualität enorm zunahm. Die Früchte wurden größer und die Schorfflecken auf Blättern und Früchten nahmen ab. Der Quittenstrauch kam von 50 kg kleinen Quitten (circa 5 - 7 Zentimeter Durchmesser) bei Gartenübernahme auf 80 kg große Quitten (7 - 12 Zentimeter Durchmesser) im Jahr 2015. Übermäßiger Holzzuwachs lässt sich durch das Entfernen einiger Wurzeln (Wurzelschnitt) gut reduzieren, was aber auch einiges an Arbeit macht und, wie der oberirdische Schnitt auch, möglichst fachgerecht und mit scharfem Werkzeug durchgeführt werden sollte.

Hochbeete für wärmeliebende Pflanzen wie Paprika und Chili brachten gute Erträge, da die Verrottung des Kompostes Wärme an die Wurzeln  rachte. Diese Beete habe ich schichtweise mit frischem Kompost, Grünschnitt und einer 20 Zentimeter starken Deckschicht aus altem Kompost aufgebaut. Überwintern von nicht winterharten Gemüsestauden (Chili, Paprika, Physalis) im Kübel, aufgestellt an einem lichten, kühlen und frostfreien Platz, erhöhte im Folgejahr den Wuchs und den Ertrag bei weitem.

Im Jahr 2013 war es so trocken, dass trotz Bewässern die Himbeeren an den Sträuchern vertrocknet sind. Das lag an der Kombination von Boden und regionalem Klima. Danach habe ich ein Bewässerungssystem mit druckausgeglichenen Tropfschläuchen (T-Tape) und Zeitschaltuhr eingerichtet. Dies benötigt zwar Strom und eine Pumpe oder anliegendes Leitungswasser, da 1 bar Druck nötig ist, dafür hat sich der Ertrag stabilisiert und die Arbeit stark reduziert. Ich kann nun auch zwei oder drei Wochen nicht im Garten sein, ohne dass meine anspruchsvolleren Pflanzen absterben. Der Wasserverbrauch hat sich zwar erhöht, bleibt aber in einem vernünftigen Rahmen und lässt sich durch Regenwasser decken.

Die Spindelerziehung bei Johannis- und Stachelbeeren aus Steckhölzern funktionierte sehr gut. Zwar muss ein Spalier gebaut werden, aber die Erntezone ist in Oberkörperhöhe, der Ertrag sehr gut verteilt und leicht zu erreichen (vor allem bei Stachelbeeren praktisch). Durch die Holzrotation entstehen jährlich zusätzlich viele Steckhölzer in hochwertiger Qualität, die zur Vermehrung verwendet werden.

Mit einer Nachbarin ließ sich eine Zusammenarbeit erreichen. Ich schneide ihre Obstgehölze und bekomme dafür einen Teil der Ernte. Dies ist eine gute Möglichkeit die Fläche „zu erweitern“.

Zufüttern bei Singvögeln im Sommer hält diese in der Nähe und reduziert stark den Befall mit Schadinsekten wie Kartoffelkäfer und Kohlweißling. Die Flächen unter den Obstbäumen lassen sich mit Zierpflanzen oder Kräutern aufwerten, was den optischen Wert, den Nutzen für Bestäuber-Insekten und auch den Verdunstungsschutz erhöht.

Weniger gute Erfahrungen mit Lerneffekt

Die im Handel angebotenen neuen Hauspflaumen (zum Beispiel die Sorte ‚Hanita‘) sind zwar tolerant gegen die Scharka-Krankheit, schleppen das auslösende Scharka-Virus aber oft ein. Als ein Nachbar einen solchen Baum pflanzte, wurden meine Pflaumen und die Reneklode mit Scharka infiziert und tragen jetzt viel weniger. Scharka ist nicht heilbar. Ernteeinbrüche liegen meist zwischen 30 und 70 Prozent.

Beim Gewächshausdach habe ich mich von Freunden zu „stabiler“ Gewächshausfolie aus dem Baumarkt überreden lassen, und zwar eine 0,5 Millimeter dicke Folie, die an Teichfolie erinnert. Leider ist sie entgegen der Beschreibung nicht UV-stabil und splitterte bei Belastung im ersten Herbst wie Glas. Auch tropfte durch Kondensation im Gewächshaus viel Kondenswasser auf die Pflanzen, was zu Grauschimmel führte. Beim zweitenVersuch werde ich nun eine Profi-Gartenbau-Anti-Tau-Folie einbauen, die mindestens fünf Jahre hält. Auch ist es wichtig, das Foliengewächshaus gut zu befestigen, sonst wirft der Wind es im Herbst um. Am einfachsten ist es, die Folie am Rand mit Erde zu beschweren.

Größtes Problem war und ist der Konflikt mit einigen Kleingärtnern, die meine Bewirtschaftung als „unordentlich“ abstempeln. Das führte zu verbalen Angriffen bis hin zu Beschädigungen der Pflanzen. Das ökologische Gärtnern ist in dieser Kleingartenanlage leider noch nicht sehr weit verbreitet. Alle meine Argumente, Beispiele, Schlichtungsversuche und Zugeständnisse konnten den Konflikt bisher nicht lösen. Leider sorgt die Bewirtschaftung der Nachbargärten für die Vermehrung von Schädlingen und Krankheiten und reduziert gleichzeitig die Verbreitung von Nützlingen, was meinen Garten entsprechend beeinflusst.

Fazit der bisherigen Zeit

Innerhalb von fünf Jahren ließ sich aus einem sehr schlechten Sandboden mit wenig Aufwand ein recht hoher Ertrag erwirtschaften. Konsequenter Verzicht auf Umgraben, Grubbern und andere „Lockerungsarbeiten“, welche die Bodenstruktur zerstören, sparen nicht nur viel Arbeit, auch die Pflanzen und das Bodenleben danken es.

Der Boden konnte zwar durch Humus und andere Zuschlagstoffe verbessert werden, dennoch bleibt es ein Sand. Rosenkohl gedeiht als einzige Kohlart gut, Kopfkohl bleibt immer klein. Kaliliebende, spät zu erntende Pflanzen wie Zuckerhutsalat und andere Chicorée-Arten, selbst Feldsalat werden bitter, da im Herbst durch den kühlen Boden die Kalinachlieferung aus dem Mulch zurückgeht und vorhandenes Kali schnell aus dem Sand ausgewaschen wird.

Mittlerweile kann ich mit einigen Erntegütern einen großen Teil des Freundeskreises versorgen. Ziel ist es, dies weiterhin auszubauen. Viele der neu gepflanzten Bäume sind noch von der Hauptertragsphase entfernt. Mit Spannung erwarte ich die Entwicklung der neuen Beerensträucher und ihrer Früchte.

 


Dieser Beitrag ist aus dem Buch »Permakultur im Hausgarten« und wurde uns freundlicherweise vom Ökobuch Verlag zur Verfügung gestellt.

Jonas Gampe: Permakultur im Hausgarten – Handbuch zur Planung und Gestaltung, Ökobuch, 2016, 144 Seiten

 

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