Permakultur International: Vernetze dich und mache Permakultur wirksam!

Aus dem Hintergarten in die Herzen und Köpfe der Menschen – damit Permakultur den Wandel inspiriert und mitgestaltet. Verbindung unter Permies ist hier ein wichtiges Stichwort. Und genau darum, wie wir uns auch über Ländergrenzen hinweg miteinander verbinden können, um unsere Energien zu bündeln, geht es in dieser Übersicht von Joel Campe und Valerie Seitz zum Permakultur-Netzwerk in Europa und darüber hinaus.


Was einigen sicher auf Anhieb zum Thema internationale Vernetzung von Permakulturinteressierten einfällt, ist die EuPC (European Permaculture Convergence). Das ist eine Veranstaltung, auf der sich das Europäische Permakultur Netzwerk (EuPN) seit über zwei Jahrzehnten alle zwei Jahre trifft. Wer wissen will, was auf der EuPC 2018 in Irland los war: hier geht es zum Artikel. Eine ähnliche Veranstaltung gibt es ebenfalls seit vielen Jahren auch auf globaler Ebene: die International Permaculture Convergence (IPC) findet alle zwei Jahre auf wechselnden Kontinenten statt – das nächste Mal im Jahr 2020 in Argentinien.

Doch neben diesen zwei langjährigen Events gibt es weitere Initiativen, die sich für bessere Vernetzung, Zusammenarbeit und Wirksamkeit von Permanaut*innen in Europa (und weltweit) einsetzen.

Strategien entwickeln und Synergien fördern: EuPN– das Europäische Permakultur-Netzwerk

Das Europäische Permakultur-Netzwerk (EuPN) hat die Vision, auf ein vielfältiges und lebendiges Europa hinzuwirken, dessen Handeln von der Ethik der Permakultur geleitet wird. In zwei-monatlichen Vernetzungs-Telefonkonferenzen tauschen sich Repräsentant*innen der Mitgliedsorganisationen und der verschiedenen Arbeitsgruppen über ihre aktuellen Aktivitäten aus und sprechen darüber, wie sie verstärkt gemeinsam wirken können.

Inzwischen sind 32 Organisationen und regionale Netzwerke vom gesamten europäischen Kontinent Teil des EuPN. Themen der Arbeitsgruppen sind z.B. Bildung, Fördermöglichkeiten, die EuPC, Jugend und Kinder in der Permakultur. Die Gruppen Kommunikation und Koordination unterstützen die Entwicklung der allgemeinen Struktur.

Bei der EuPC im Sommer 2018 in Irland fasste das Netzwerk den Entschluss, am International Permaculture Day im Jahr 2023 eine europaweit dezentral organisierte Party auszurichten, bei der die Erfolge der vergangenen Jahre gefeiert werden sollen. Diese Erfolge sollen umfassen:

  • die kommenden Generationen sind an Bord
  • Alle europäischen Länder sind im EuPN vertreten und Permakultur-Organisationen verzeichnen eine gestiegene Mitgliedszahl
  • Permakultur wird auf allen Ebenen politischer Entscheidungen und Verwaltung und auf allen anderen Ebenen der Gesellschaft (Haushalte, Unternehmen, Bildungsbereich) angewendet
  • Permakultur ist on- und offline weithin bekannt

Die Permakultur-Party wird in öffentlichen Räumlichkeiten stattfinden, um die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Es wurden auch erste Überlegungen dazu angestellt, welche Persönlichkeiten zusätzlich zu dieser Feier eingeladen werden.

Nachhaltiges Lernen unterstützen: IPEN - the International Permaculture Education Network

IPEN will Lehrende und Lernende der Permakulturbewegung unterstützen. Die Initiative will inspirierende und gute Unterrichtsmaterialien sammeln und zugänglich machen. Nach Permakultur-Manier spart das Zeit und Energie, weil Präsentationen etc. zusammen zu stellen ja viel Arbeit macht.

Ein wesentlicher Punkt um die Zugänglichkeit von Permakultur zu erhöhen ist die Übersetzung von Materialien in verschiedene Sprachen. Angestrebt wird auch, dass gewisse Standards für Permakultur-Designkurse erarbeitet werden, wie sie z.B. vom britischen Permakultur Verein im „PDC Core Curriculum“ zusammengestellt wurden. Dabei geht es nicht um eine Vereinheitlichung der Kursinhalte, sondern darum, eine gemeinsam definierte Basis zu schaffen, die international Qualität erzeugt.

In der kommenden Zeit wird eine Bestandsaufnahme gemacht, um zu sichten, welche Materialien vorhanden und gut brauchbar sind und was noch fehlt. Neben den Einführungs- und Designkursen sollen weitere Kursformate zu Kernthemen entwickelt werden, sowie ein Trainingsprogramm für Diplomtutoren. Unterstützt wird all dies durch eine Onlineplattform und digitale Werkzeuge für Kollaboration. Allgemein gibt es bei IPEN Überlappungen mit anderen Netzwerken und Potential für Kooperationen. Der Bildungsbereich des Europäischen Permakultur-Netzwerks wird z.B. direkt durch das IPEN Team abgedeckt.

Das Netzwerk der Netzwerke: mit ECOLISE gemeinschaftlich für den Wandel eintreten

ECOLISE ist eine Kooperation der aktivsten und größten Netzwerke Europas, die einen Fokus auf nachhaltige Entwicklung und die Klimawandelproblematik haben. Die Liste der Mitgliederorganisationen kann sich sehen lassen und zeigt die Reichweite und Möglichkeiten dieser Verbindungen:

  • das Transition Networkmit über 1200 Initiativen
  • GENEurope(Global Ecovillage Network), das 15.000 Ökodorfprojekte repräsentiert
  • ICLEI der internationale Verband nachhaltiger Gemeinden und Städte mit mehr als 1500 Mitgliedern
  • die Permakulturbewegungmit 3 Millionen Praktiker*innen  (das deutsche Permakultur Institut e.V ist seit 2015 Mitglied.)
  • sowie weitere nationale Netzwerke und Fachgruppen

Gemeinsam ist diesen Bewegungen der Bottum-up Ansatz, sie fassen Projekte und Initiativen zusammen, die aus der Gesellschaft kommen und gemeinschaftlich getragen werden.

Zielsetzungen von ECOLISE sind:

  • positive Beispiele und das Potential dieser Strategien in Europa und darüber hinaus sichtbar zu machen
  • den Wissenspool der Netzwerke zu teilen und gemeinsam zu erweitern
  • gemeinschaftliche Initiativen zu ermächtigen, befähigen und verstärken
  • Kooperationen zwischen Mitgliedern und anderen relevanten Akteuren zu unterstützen
  • auf europäische und internationale politische Entwicklungen durch das Aufzeigen der Vorteile und Qualitäten von gemeinschaftlich geleiteten Initiativen positiven Einfluss zu nehmen

Um diese Ziele zu erreichen wurde in 2017 der „European Day of Sustainable Communities“ (ESDC) ins Leben gerufen. Jährlich findet nun am 3. Septemberwochenende dieser Tag statt, um die Sichtbarkeit von Projekten zu erhöhen, die sich für zukunftsfähige Entwicklung einsetzen. Ziel ist, hiermit politischen Druck aufzubauen, indem gezeigt wird, wie viel auf Ebene der Zivilgesellschaft auf die Beine gestellt wird, um eine sozial-ökologische Transformation voranzubringen. Das Permakultur Institut e.V. hat in 2018 Charlotte Freund gewinnen können, um den Tag in Deutschland zu bewerben und ist in diesem Zuge offizieller Partner des EDSC geworden. Ihren Bericht findet ihr im aktuellen Permakultur Magazin und hier. Der EDSC 2019 wird am 21.09.2019 stattfinden – das PKI wird rechtzeitig zu Beiträgen einladen.

Inspiration hautnah am Beispiel erleben: LAND - Learning And Network Demonstration

Um die Frage - Was ist Permakultur? - zu beantworten, braucht es meistens etwas, bis es beim Gegenüber Aha! macht. Es in der Praxis sichtbar und erlebbar machen ist naturgemäß viel einfacher. Daher haben Permakulturvereine in z.B. Großbritannien, Deutschland und Tschechien es sich zur Aufgabe gemacht inspirierende Lern- & Praxisorte bekannt und zugänglich zu machen.

Das LAND Projekt in Großbritannien ist zu einem lebendigen Netzwerk gewachsen mit mehr als 115 ‚Demonstration Sites’. Eine Onlinekarte zeigt interessante Orte in England, Schottland und Wales, an denen Permakultur praktiziert wird. Die Kraft der Vielfalt zeigt sich auch in der Art der Projekte, die so zugänglich gemacht werden: vom Garten in der Vorstadt zu kleinen Landwirtschaft, von Urbanen ‚Farmen’ bis zu Waldgärten, alles ist vertreten, dass erfolgreich nach den Prinzipien der Permakultur gestaltet wurde.

Das Permakultur Institut fördert in diesem Jahr die Entstehung von Lern- und Praxisorten – Neuigkeiten dazu werden hier im Blog zu finden sein. Wer demnächst in Deutschland oder Tschechien unterwegs ist und sich Anregungen und Inspiration von interessanten Projekte holen will, kann sich hier zu deutschen und hier zu tschechischen Orten informieren.

Die Effektivität von Permakultur-Netzwerken erhöhen: CoLab - The Permaculture Collaborative Laboratory

Bei der Internationalen Permakultur Konvergenz auf Kuba im Jahr 2013 begann eine größere Gruppe von Aktivist*innen aus der ganzen Welt das Gespräch über stärkere Zusammenarbeit der verschiedenen Permakultur-Netzwerke. Daraus entstand der nun gemeinhin „CoLab“ genannte Zusammenhang.

In seiner Vision formuliert das CoLab „Wir arbeiten zusammen, um den Zusammenhalt und die Effektivität lokaler und globaler Permakultur-Netzwerke zu erhöhen, sowohl formell als auch informell.“ In diesem Sinne spricht sich das CoLab regelmäßig in internationalen Telefonkonferenzen, um die Möglichkeiten zu erörtern, wie gemeinsame Strategien entwickelt und ein guter Rahmen für transnationale Zusammenarbeit geschaffen werden kann.

Juckt es dich in den Fingern? Hast du Lust, bei einer der genannten Initiativen mitzumachen und dich für mehr internationale Vernetzung einzusetzen? Dann melde dich über das Kontaktformular und schreib uns, wobei!

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