Grüner scheitern

Noch nie habe ich beim Lesen eines Gartenbuchs so herzlich gelacht.


Buchtipp Der kleine Gartenversager, Stefan Schwarz

Noch nie habe ich beim Lesen eines Gartenbuchs so herzlich gelacht. Zugegebenermaßen verrät schon der Titel »Der kleine Gartenversager«, dass es sich nicht um ein Buch über's Profigärtnern voller glänzender Praxistipps handelt. Vielmehr beschreibt Stefan Schwarz, Journalist und seit zwanzig Jahren Kleingärtner in einem Leipziger Kleingartenverein, sein »Glück und Scheitern im Grünen«.

In 19 Episoden begegnen uns Zucchini (mein Lieblingskapitel!), Frühblüher oder Buchsbaumzünsler ebenso wie der Vereinsvorsitzende des Kleingartenvereins oder die Gartenfreunde von nebenan, allesamt älter und offenbar erfahrener. »Gärtnern lernt man durch Scheitern, und alte Gärtner sind einfach mehr gescheitert und deswegen, nun ja, gescheiter.«

Schwarz spielt in seinen Texten mit den Klischees vom starken Ehemann und der tonangebenden Ehefrau ebenso vergnüglich wie mit jenen über Kleingärten im Allgemeinen. Es scheinen immer wieder die Erfahrungen einer Lebenswelt auf, die in der Vergangenheit durch die DDR geprägt war - und doch sind heute auch in der Leipziger Kleingartenwelt geflüchtet Menschen - und damit andere Kulturen - angekommen, wie das letzte Kapitel verrät.

Das Buch ist gespickt mit erfrischenden Illustrationen. Es bietet neben Witz auch manches Fachwissen und einiges an Lebensweisheit. »Die Ehe und der Kleingarten haben viel gemeinsam. Erstens weiß man vorher nicht worauf man sich einlässt, zweitens werden beide umso besser, je mehr Arbeit man in sie hineinsteckt. Ebenso wie die Ehe ist der Kleingarten nichts für Weicheier.«

Pflanzliche, tierische, menschliche und handwerkliche Herausforderungen stellen sich ihm und doch ist Schwarz' Fazit positiv: »Kleingärtnerei ist die artgerechteste Haltungsform des Homo sapiens.«

 


Stefan Schwarz, Der kleine Gartenversager – Vom Glück und Scheitern im Grünen

Ausbau, 2019, 175 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3351037703

 

Nach oben