Anleitung zum Selbst Denken - Zukunftsfähiges Handeln nach den Prinzipien der Permakultur

Der erste Lichtenberger Permakultur-Inspirationsworkshop fand im Evang. Naturkindergarten Krümelburg statt. Erzieherinnen, Eltern und Interessierte beschäftigten sich einen Tag lang mit der Permakultur – einem Werkzeugkasten für nachhaltiges Handeln. Praktische Anwendung fand das Gelernte bei der Planung eines essbaren Gartens.


von Nicole Hüttner

Die Permakultur bietet sinnbildlich das Handwerkszeug, um selbst zukunftsfähige Lösungen zu finden. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Landwirtschaft und setzt sich zusammen aus „permanent agriculture“, was soviel bedeutet wie nachhaltige Landwirtschaft. Inzwischen steht er auch für „permanent culture“ im Sinne von „enkeltauglicher Kultur“. Ganzheitlich beobachten, komplex denken, flexibel planen, verantwortlich handeln – so lautet das Motto der Permakultur, erzählt Referentin Judit Bartel von der Permakultur-Akademie. „Mich hat dieser Ansatz sofort fasziniert.“ Bartel ist Permakultur-Designerin und beschäftigt sich inzwischen seit 11 Jahren mit dem Thema.

Eingeladen hatte der Evang. Naturkindergarten auf Initiative von Diplom Psychologin Nicole Hüttner, die das Naturkonzept des Kindergartens seit 2011 ehrenamtlich unterstützt. Nach einem Permakultur-Grundlagenkurs war sie begeistert und hat sofort eine Veranstaltung für den Kindergarten organisiert. „Die Permakultur-Gestaltungsprinzipien spiegeln sich in der Arbeit unseres Naturkindergartens wider und bieten viele Anregungen, das Konzept zu vertiefen und auszubauen.“ Das sieht auch Sabine Eckardt, Leiterin des Evang. Naturkindergartens so: „Das Thema ist hochinteressant. Das ist das Endziel - wir sind auf dem richtigen Weg!“

Permakultur nimmt die Natur als Vorbild und versucht diese nachzuahmen. Wie schafft es die Natur, nachhaltig zu agieren? In der Natur gibt es zum Beispiel keinen Abfall. Alles wird wiederverwertet und schließt sich in Kreisläufen. „Produziere keinen Abfall – Schließe Kreisläufe“ heißt dann auch eins der zwölf Gestaltungsprinzipien, die die 11 Teilnehmer anhand praktischer Beispiele kennen lernen. Das passt gut zu dem Kompostprojekt, das die Krümelburg durchgeführt hat. Hilfreiche Ideengeber um Abfall zu vermeiden sind die 5 R: „refuse“ (verweigern i.S. von nicht brauchen), „reduce“ (reduzieren), „reuse“ (wieder verwenden), „recycle“ (recyceln) und „repair“ (reparieren). Das Prinzip „Nutze und schätze Vielfalt“ soll für stabilere, widerstandsfähigere Systeme sorgen. Das Prinzip „Nutze kleine und langsame Lösungen“ bietet ein gesundes Gegengewicht zur derzeitigen Tendenz zur Beschleunigung und ermutigt zu kleinen Schritten der Veränderung.

Die Teilnehmer finden es wichtig, die Kinder frühzeitig mit nachhaltigem Handeln in Kontakt zu bringen. „Die Kinder werden Lösungen finden müssen für die Probleme, die wir hinterlassen“ meint Bernd Hüttner, Elternbeiratsmitglied und Vorsitzender des Kindergartenfördervereins. „Für die Kinder wird das normal sein, wo wir Erwachsenen erst noch umdenken müssen.“

Die ethischen Prinzipen, so sind sich die Teilnehmer einig, passen gut zum Evangelischen Naturkindergarten, da hier alle Werte vereint sind: Sorge tragen für die Erde, Sorge tragen für die Menschen und sich selbst begrenzen, d.h. fair teilen und z. B. nur nehmen, was wir wirklich brauchen.

In der Permakultur arbeitet man mit dem, was da ist und findet der Situation bzw. dem Ort angemessene Lösungen. Voraussetzung dafür ist eine gründliche Beobachtung und Analyse, statt vorschnell in Bestehendes einzugreifen. Das Prinzip „Beobachte und tritt in Kontakt“ ermutigt dazu, auch mal Leere zuzulassen, damit etwas Kreatives entstehen kann z. B. den Kindern nicht ständig Programm zu bieten, da dies eigenständige Lösungen verhindert. „Kinder können aus „nichts“ spontan „etwas“ machen.“ unterstreicht Eckardt. „Sie schauen sich um, entdecken etwas und spielen mit dem, was da ist.“ Das was die Kinder interessiert, kann wiederum von den Erzieherinnen aufgenommen werden. So lernen Kinder am schnellsten.

Und was man selbst einmal gemacht hat, bleibt am besten im Gedächtnis. Indem die Kinder selbst Gemüse, Beeren oder Kräuter anbauen und verarbeiten, bekommen sie mehr Bezug dazu, wo das Essen herkommt und z.B. wann was reif ist. Im praktischen Teil planen die Teilnehmer dann auch einen essbaren Garten nach Permakultur-Prinzipien für die Krümelburg.

Aufgrund der positiven Resonanz ist ein weiterer Permakultur-Workshop in Planung. Schwerpunkt wird voraussichtlich die Anwendung im Garten sein.

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